Prof. Dr. Thomas Weth
Vortrag 3

Unendlich viel unendlich Kleines
über die Struktur des Unendlichen
Termin: Freitag, der 2. März 2007
Beginn: 11.30 Uhr im Medienraum
Abstract: Mathematik als Instrument zur Erweiterung der menschlichen Sinne
Das menschliche Auge kann maximal ca. 7500 Sterne am Himmel identifizieren. Nachdem Gallilei das erste Fernrohr auf den Himmel gerichtet hatte, konnten er und seine Nachfolger eine Vielzahl an weiteren Sternen identifizieren. In gleicher Weise wie das Fernrohr erweitert in der anderen Richtung das Mikroskop die Sinne des Menschen.
Ganz analog lässt sich aus diesem Blickwinkel die Mathematik verstehen: sie erweitert in bestimmten Bereichen die Sinne des Menschen über das Maß hinaus, welches ihm angeboren ist. Hierbei handelt es sich bei Sinnen nicht um seine physikalischen, taktiklen oder audiovisuellen, sondern um den Sinn, der gemeinhin als gesunder Menschenverstand subsummiert wird. Mathematik kann dem Menschen als Instrument dienen, um über die Grenzen seines gesunden Menschenverstands hinaus zu blicken, wie es das Fernrohr gestattet, Regionen des Weltalls zu untersuchen, welche den natürlichen menschlichen Sinnen verschlossen bleiben würden.
Besonders deutlich erscheint mir dieser Fernrohrcharakter der Mathematik im Rahmen des Unendlichkeitsbegriffs zu werden. Die Mathematik zeigt uns beim Unendlichkeitsbegriff Phänomene und unwiderlegbare Tatsachen, welche dem gesunden Menschenverstand absolut zu widersprechen scheinen. So z.B. dass es verschieden große Unendlichkeiten gibt; nicht etwa eine Unendlichkeit oder lediglich zwei verschiedene, sondern gleich eine unendliche Folge verschieden großer Unendlichkeiten: eine wirklich größer als die andere. Der Vortrag stellt den Versuch dar, die wesentlichen Schritte und Beiträge zum Begriff der Unendlichkeit darzustellen.
Vita:
- 1. und 2. Staatsexamen Mathematik/Physik für das Lehramt an Gymnasien in Bayern
- 5-jährige Unterrichtserfahrung (alle gymnasialen Schulstufen; incl. Referendariat)
- Promotion (rer. nat.) und Habilitation in Didaktik der Mathematik
- Seit Sept. 1998: C4-Professur für Didaktik der Mathematik (Uni Erlangen/Nürnberg)
- 2001: Ruf auf C4-Professur für Mathematik und ihre Didaktik (Universität Gießen)
Forschungsschwerpunkte:
- Kreativität im Mathematikunterricht
- Computereinsatz im Mathematikunterricht
- Entwicklung und Evaluation multimedialer Lernumgebungen